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Funk-Geschichte(n)

Der Erste überhaupt

Manche Leute bezeichnen Guglielmo Marconi als den ersten Funkamateur. Diese Ehre sollte aber vielmehr Heinrich Hertz gebühren, denn er hat als erster Experimente mit elektromagnetischen Schwingungen und deren Erzeugung durchgeführt. Heinrich Hertz forschte um des Wissen willen - Marconi jedoch um des Geldes willen. Sein Ziel war es, die Unterwasser-Telegraphen-Kabel-Verbindungen zwischen Europa und den USA durch Funk-Kommunikation zu ersetzen. Es ging ihm hierbei nur um ein rein kommerzielle Interesse.

Dennoch gelang es gerade Marconi, die praktische Umsetzung der Funktechnik in Gang zu setzen. Denn schliesslich war er der erste, dem eine Funkverbindung über den Atlantik gelang und somit bewies, dass die Hertz'schen Wellen tatsächlich zu etwas zu gebrauchen sind - was vor ihm von der Wissenschaft grundsätzlich bezweifelt wurde.

Die erste Amateurfunk-Verbindung über den großen Teich

Die erste Trans-Atlantik Verbindung gelang am 28. November 1923 auf einer Wellenlänge von ca. 110 Metern zwischen F8AB in Nizza und 1MO und 1XAM an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Danach wurde die Schar der Interessierten von Jahr zu Jahr größer. Dem Amateuren wurde die Kurzwelle überlassen, weil die Behörden (in Deutschland die Reichspost) die Frequenzen oberhalb von 3 MHz als nutzlos für eine kommerzielle Kommunikation betrachteten.

Die Funkamateure erhielten nach langem Ringen auch in Deutschland Sendegenehmigungen der Reichspost und sie bewiesen, das auf Kurzwelle durchaus jeder Punkt der Erde erreichbar war. Man schränkte daraufhin die Bereiche für Funkamateure ein - jedoch sind die Kurzwellen nach wie vor der Hauptbetätigungs-Bereich der Funkamateure geblieben.

Funkamateure als Motor der Technik

Natürlich gab es in den Zwanziger- und Dreissiger Jahren des vorigen Jahrhunderts noch keine industriell gefertigten Funkgeräte, so dass Funkamateure hier den Grundstein legten, auf dem der heutige technisch-experimentelle Amateurfunkdienst basiert. Alles musste im Selbstbau angefertigt und probiert werden. Die Funkamateure waren jene Personen, welche das technische Wissen für die spätere kommerzielle Nutzung des Mediums entwickelten und bereit stellten.

Viele Entwicklungen und Designs kommerzieller Funkgeräte wurden von Funkamateuren entwickelt und erprobt. Denn diese hatten das Wissen und den Willen, mit der Technik zu experimentieren. Die industrielle Fertigung kam dann natürlich auch in Gange - aber im wesentlichen bedingt durch die Verwendung der Funktechnik im Militär.

Funker als langer Arm des Staates

Im dritten Reich stieg die Anzahl der Funkamateure kurzfristig sehr stark an, aber nur, um ausgebildete Funker für die Wehrmacht zur Verfügung zu haben. Am 1. September 1939 wurden jedoch alle Sendegenehmigungen zurückgezogen und die Sendeanlagen der Funkamateure ersatzlos eingezogen. Ausgenommen davon waren lediglich einige Wehrmachtsangehörige, die nicht der zivilen Fernmeldeverwaltung unterstanden.

Intermezzo

Mit dem Zusammenbruch Deutschlands kam auch das Aus für den Amateurfunk. Schon im Januar 1945 verbot der alliierte Kontrollrat jegliche Betätigung mit der Funktechnik in den Gebieten des Deutschen Reiches, obwohl Jenes zu diesem Zeitpunkt noch nicht besetzt war und erst recht noch nicht kapituliert hatte. Man wollte hierdruch natürlich verhindern, dass den noch kämpfenden Truppen durch Funk taktisch wertvolle Nachrichten übermittelt werden konnten - und so den Krieg verlängert hätten.

Das Funkhobby ist nicht tot zu kriegen

1947 belebte sich mit der Gründung regionaler Vereine wieder das Amateurfunkleben. Aus Militärbeständen besorgten sich die Funkinteressierten unerschwinglich teure Sender und Empfänger und bauten sie mehr oder weniger auf Amateurfunkbedürfnisse um. Ein Amateurfunkgesetz wurde jedoch erst 1949 (als eines der ersten Gesetze überhaupt der noch jungen Republik) auf den Weg gebracht. Dieses brachte den vielen Funk-Interessierten eine enorme Freiheit und so stiegen die Zahlen der ausgegebenen Sendelizenzen von 3000 im Jahr 1952 über 15.000 im Jahr 1962.

Mit Stand von 2020 sind noch gut 62.000 Menschen Inhaber einer Genehmigung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst. Als DJ1NG 1987 seine Amateurfunk-Karriere mit dem Erwerb der "Genehmigung zur Teilnahme am Amateurfunk-Dienstz" begann, gab es in Deutschland noch rund 300.000 Funkamateure. Die Zahlen der Zuteilungen sind leider seit Jahren rückläufig und innerhalb von 10 Jahren um 10.000 gesunken.

Auch "Drüben" gab es Amateurfunk

In der damaligen Deutschen Demokratischen Republik gab es ebenfalls nach Beendigung des 2. Weltkrieges wieder Amateurfunk. Allerdings musste jeder, der eine Sendegenehmigung erhalten wollte, Mitglied in der 1952 gegründeten Gesellschaft für Sport und Technik (GST) werden, einer paramilitärischen Vereinigung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). 1953 wurde die Verordnung über den Amateurfunk in der DDR auf den Weg gebracht und bereits 1959 durch das neue Gesetz über das Post- und Fernmeldewesen und eine Amateurfunkverordnung bereits wieder novelliert.

Der Funkbetrieb mit dem Klassenfeind wurde übrigens niemals verboten - aber intensiv vom Ministerium für Staatssicherheit belauscht und überwacht. Auf diese Art lernten sich jedoch Menschen in Ost und West kennen und bildeten Freundschaften, welche sogar die Wende im Jahre 1989 überdauerten.

Es geht weiter - Trotz Internet und sozialen Medien

Durch den technischen Fortschritt (Ablösung der Röhren zunächst durch Transistor-Halbleiter, später durch Mikrochips) kam es zu einem enormen Aufschwung für die Funkamateure. Auch die genehmigten Frequenzbereiche im SHF-Bereich konnten endlich experimentell genutzt werden. Die neuen Technologien bereiteten den Weg für die recht anspruchsvollen Betriebsarten des Amateurfunks wie Satelliten-Funk oder GHz-Techniken.

Funkamateure dürfen im Übrigen für sich in Anspruch nehmen, den ersten aktiven Satelliten in Betrieb genommen zu haben. Frühere Satelliten besaßen nur Sender, konnten jedoch nicht empfangen geschweige denn mit einer Bodenstation kommunizieren. Er wurde am 9. März 1965, einen Monat vor dem ersten kommerziellen Fernmeldesatelliten "Early Bird", in eine Umlaufbahn gebracht.

Weitere Entwicklung

Den kalten Krieg hat der Amateurfunk in der Bundesrepublik unbeschadet überstanden. Jeder Versuch der Machthabenden, diesen für Ihre Zwecke zu missbrauchen, scheiterte am erbitterten Widerstand der Amateurfunk- Vereinigungen und -Verbände.

Katastrophen wie der große Wintereinbruch mit heftigen Schneefällen um 1978, so schlimm sie auch waren, gaben dem Amateurfunk neue Impulse und eine neue Rolle als Notfunk im Katastrophenfalle.

CB-Funk als Einstiegsdroge

Der CB-Funk Boom der 80er Jahre gab dem Amateurfunk neue Impulse. Viele CB-Funker kamen, nachdem sie die Möglichkeiten von CB ausgereizt hatten, zum Amateurfunk, um dort ihrer Experimentier-Lust etwas Auftrieb zu geben.

Die Zukunft ist Digital

Der Wandel von der Analog- zur Digitaltechnik beschert den Funkamateuren nun immer kleinere, leistungsfähigere und besser ausgestattet Funkgeräte - welche aber gleichzeitig immer aufwendiger und komplizierter wurden und daher immer seltener von den Funkamateuren selbst gebaut werden. Man konzentrierte sich daher in der Folge auf andere Bereiche - wie den Bau von Antennen oder ganzen Funknetzen.

Es wird niemals zu Ende gehen

Euch heute, nach weit über 100 Jahren Amateurfunk, erfreut sich dieser nach wie vor großer Beliebtheit. Die Zahl der Funkamateure selbst ist zwar rückläufig - aber Aussterben werden die Menschen, welche sich aus Lust und Freude mit dem Hobby "Funk" beschäftigen - wohl niemals.

Unsere Welt wächst zusammen, jedoch verbleibt dem Amateurfunk immer ein Platz - nicht nur in der Geschichte, sondern auch im Alltag, und zwar als DER Wegbereiter moderner drahtloser Kommunikation. Man kann es auch so ausdrücken: Ohne Funkamateure gäbe es heute weder WLAN noch Smartphones.

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